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Und die Kinder sie umgeben,
Freuen sich der Rosenkrone;

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Jacopones und des Herren

Denket weinend Rosarose. –

Wenig Sonnen untergehen,
Und herauf ziehn wenig Monde,
Wenig volle Rosen sterben

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Aufgekeimt sind wenig Knospen,


Da geschmückt am Altar stehen,
Vor dem alten Mönch Benone,
Rosarosa, weiß bekränzet,
Rotbekränzet Jacopone.

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Als sie goldne Ringe wechseln,

Fällt das Ringlein Jacopones
Springend nieder an die Erde,
In dem Kreise weit hinrollend.

Und dem Knaben, der zugegen,

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War es endlich zugerollet,

Der es in dem Lilienkelche,
Den er trug, der Braut geboten.

„Nimm den Ring im Lilienkelche“,
Sprach das Kind, „und denk des Opfers,

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Da du um des Jünglings Ehre

Deinem Herrn dich hast verlobet!“

Und er schied. Sie nahm erbebend
Nun den Ring, und Jacopone
Wußte nicht, was sie beschwerte,

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Da sie schwer das Ja gesprochen.


Und der Priester sprach den Segen;
Traurig weinte Rosarose,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_182.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)