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Als sie still von dannen gehen;
Freudig weinet Jacopone.

505
An des Tempels Marmorschwelle

Sprach die Jungfrau: „Jacopone,
Laß mich gehn zu der Kapelle,
Einsam meinen Herrn zu loben.

Daß ich fromm am Abend kehre,

510
Bei dir in dem Haus zu wohnen;

Einen Trunk aus unsrer Quelle
Bring ich dir und viele Rosen.“

Einsam geht nun der Geselle,
Seine Kammer schön zu ordnen.

515
Pietro hat zum Schmaus gebeten

Er, und auch den Meliore.

Und es steigt im Abendmeere
Feurig nieder schon die Sonne,
Und es zieht die Sternenherde

520
Vor dem Monde durch die Wolken.


Rosarosa noch nicht kehret;
Pietro spannt die Blumenbogen,
Und es zündet hundert Kerzen
In der Kammer Meliore.

525
In der Kammer Mitte stehet

Blank ein Tischlein, wohlgeordnet,
Zierlich ist da aufgedecket
Für vier fröhliche Personen.

Pietro Rosarosens Teller

530
Ziert mit einer Myrtenkrone,

Und zwei künstliche Sonette
Legt dazu ihr Meliore.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_183.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)