Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 184.jpg

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Aber von dem Hochzeitsbette
Springet traurig Jacopone:

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„Will mein Weib denn noch nicht kehren,

Gehe ich, sie mir zu holen!

Was des Kaisers ist soll geben
Man dem Kaiser, Gott was Gottes,
Und der Mann, er soll sich nehmen,

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Was ihm ward vor beider Throne!“


Seinen Mantel umgeleget
Hat er dann im Liebeszorne,
Und mit raschen Schritten geht er,
Doch der Garten ist verschlossen.

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Er vernimmt ein leises Reden,

Doch das Sprudeln jenes Bronnens
Und der Büsche flüsternd Wehen
Überrauschet ihm die Worte.

Eifersucht sein Herz durchbrennet,

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An sich hält er seinen Odem,

Aber nur der Büsche Wehen
Hört er, und des Herzens Pochen.

Und er findet eine Stelle
An der Mauer ausgebrochen,

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Und behutsam überkletternd

Kommt er an des Gartens Boden.

Durch die Gänge schleicht er, geht er;
Der wollüstge Duft der Rosen
Schnüret ihm die Brust noch enger,

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Und er greift nach seinem Dolche.


Ach, es spiegeln sich die Sterne
In dem blanken, bösen Dolche.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_184.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)