Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 197.jpg

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Daß, der du ihr lieb gewesen,
Ihr nicht schlechter vor mögst kommen!

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Hier empfange Rosarosen,

Und bei Gott im Himmel droben
Bist gleich ihr du reines Herzens,
Will ich dich vor Engeln loben.

Ich hab all ihr Tun gesehen,

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Da ich bin ihr Beichtger worden,

Konnt des Herren Leib ihr geben
Ohne Absolutionen.

Sie hat dir auch schon vergeben,
Daß du sie ermorden wolltest.

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Die du hast entblößt im Leben,

Ward gekleidet von den Toten.“

Aber Rosarosa redet:
„Denke meiner ersten Worte:
‚Ich erflehe eure Ehre,

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Gebe meine Gott zum Opfer.


So bin eine Braut des Herren
Ich, und dennoch Euch verlobet,
Teile mit euch eure Ehre,
Meine bleibe unverloren!

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Was im Garten hat geredet

Jener Knabe, dunkle Worte
Sind es mir wie dir; erhellen
Müssen sie zukünftge Sonnen!“

Und sie knieet vor dem Bette,

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Nimmt die Rechte Jacopones,

Auf ihr nacktes Haupt sie legend
In den vollen Kranz der Rosen.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_197.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)