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„Gib ihn mir, ich will zur Messe
Ihn verwandeln!“ spricht Benone.

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„Dort will eurer ich gedenken

Und als Christi Blut ihn opfern!“
Und nun kehrt zu seiner Zelle
Still der alte Mönch Benone.

Rosarosa spricht nun: „Denke,

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Lieber, was ich dir versprochen:

Hier ist Wasser aus der Quelle,
Hier sind unsres Gartens Rosen.

Lasse unsre Augen netzen,
Die getrübt vom Weinen worden.“

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Und nun auf die Tafel setzet

Sie das Glas bekränzt mit Rosen.

Und sie kühlen mit der Quelle,
Den die Tränen all entquollen,
Ihrer Augen heiße Quellen;

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Sieh, da steigt herauf die Sonne.


„Sie will sein bei unserm Feste!“
Spricht der stille Meliore;
Aber Pietro laut erhebet
Seine Stimme ihr zum Lobe:

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„Grüß dich, Held des Orientes,

Grüß dich, Gottes Morgensonne,
Grüß dich, Heiland aller Wesen,
Grüß dich, Heiland voller Rosen!

Grüß dich, Trost der dunklen Felder,

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Grüß dich, Quell der Tauestropfen,

Grüß dich auf dem Himmelswege,
Grüß dich, goldne Morgensonne!

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_199.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)