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Nähte ihm wohl hundert Hemden,
Die sie alle selbst gewoben.

1045
Sie half ihm die Bücher stellen,

Wußte sie gar wohl zu ordnen,
Schrieb ihm ab viel dicke Hefte
Und gar manchen schweren Codex.

Als sie einst ihm die Pandekten

1050
Heimlich schrieb mit flüssgem Golde

Auf schneeweißem Pergamente
Und ihm gab am Christtagsmorgen,

War er gar in Lieb beweget,
Schenkte ihr, die sie gesponnen

1055
Und gewebet, all die Hemden

Und dazu viel Münzen Goldes.

Und sie ließ auf allen Wegen
Zu sich bald die Armen kommen,
Ihre Linnen sie ausspendet,

1060
Recht zu aller Frommen Troste.


Und so lebten sie in Segen,
Wohl vier Jahre ohne Sorgen,
Und es wußte kaum zu bergen
Seinen Reichtum Jacopone.

1065
Und Bologna war getrennet

In Parteien. Die des Volkes
Sich die Gieremei nennen,
Stritten für das Recht des Volkes.

Lambertazzi, ihre Gegner,

1070
Für des Adels Recht erhoben;

Von zwei feindlichen Geschlechtern
War der Namen angenommen.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_201.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)