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Und vier rheinische Studenten
Sie auf ihren Mantel hoben,

1195
Trugen still sie durchs Gedränge,

Weinend folget Jacopone.

Und sie ward auf ihren Wegen
Angestaunet von dem Volke,
Wie ein Kunstwerk von Juwelen

1200
Und ein Bild von lauterm Golde.


Nimmer ward von solchem Werte
Ein geheimer Schatz gehoben,
Und die tragenden Studenten
Nimmer von ihr blicken konnten,

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Wenn sie in dem Schein der Sterne

Oder in dem Glanz des Mondes
Auf dem weißen Mantel blendet,
Wie auf Schätzen Flammen lodern.

Hätte sie nicht von Biondetten

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Oft den Namen ausgesprochen,

Für die Leiche eines Engels
Hätte man sie halten sollen.

Über ihres Hauses Schwelle,
Bis zu ihrer Kammer oben,

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Auf sein keusches Hochzeitbette

Ließ sie tragen Jacopone.

Dann entließ er die Studenten,
Ihre Treue zärtlich lobend,
Und zu ihm sprach Rosarose:

1220
„Höre mich, mein Jacopone!


Da ich aus dem Leben gehe,
Soll dir bleiben unverborgen,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_206.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)