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Tod der Rosarosa

Wie in dunklen Meereswogen
Ein verbranntes Schiff entmastet
Unterm weiten Himmelsbogen
Traurig steht auf ödem Sande,

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Wie die Flamme scheu noch lodert,

Von den Fluten rings belagert,
Bis die traurig tote Kohle
Leicht umschaukelt in dem Wasser,

Fern schon ziehn die dunkeln Wolken,

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Die geübt die böse Rache,

Und die Sterne vor dem Monde
Ziehn heran, unschuldig fragend:

Wo ist hin das segelvolle
Freudge Schiff, so hoch bemastet,

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Das wie eine Braut die Wogen,

Buhlend mit dem Wind, durchtanzte?

Wo sind hin die Schifferchöre,
Die in feuchten Tauen tanzten?
Ist von all dem stolzen Volke

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An dem Fels der Ruf verhallet?


Und das Meer spielt mit den Toten,
Mit den Segeln, mit den Masten;

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_209.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)