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Also unterm Himmelsbogen
Stand zerstöret das Theater,

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Um die trüben Säulentore

Schauerten der Wachen Fackeln.

Also in dem Glanz des Mondes
Trat Biondette mit der Harfe
Aus den hohen, dunkeln Pforten,

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Wie in lichter Geist umwandelt.


Unterm hohen Sternendome
Steht sie auf dem öden Platze,
Unter ihren leichten Sohlen
Knirscht die Kohle auf den Platten.

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Und zum Monde auf sich wolket

Noch der Rauch des toten Brandes,
Dumpf schallt fernes Wagenrollen
Und es rinnet rings das Wasser.

Und des blauen Reno Wogen

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Lauter durch die Nacht hinwallen,

Lauter rauschen auch die Bronnen
Siegreich ob dem Feuerkampfe.

Und Biondetta wiederholet:
„Lebet wohl, ihr falschen Farben,

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Eitler Tränen Regenbogen,

Sterne hell von falschem Glanze,

Ihr dient einem Flittermonde!“
Sprachs, da klang es in der Harfe,
Und zwei hohe, weiße Nonnen

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Geistig ihr zur Seite standen.


Von dem Schleier ganz verborgen
Schienen sie zwei selge Schatten,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_211.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)