Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 214.jpg

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Daß wir alle durch die Pforte
Der Barmherzigkeit einwandern.

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Heil sei dir und ewge Wonne,

Daß in Unschuld du gewandelt,
Und, zu hören Gottesworte,
Kinder gern um dich versammelt!

Viele dich am Himmelsthrone

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Palmen schwingend schon erwarten,

Und sie singen dort im Chore,
Die du sie gelehrt, die Psalmen.

Heil sei dir und ewge Wonne,
Daß in Unschuld du gewandelt,

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Daß du dich dem Herrn verlobet

Und die Treue ihm gehalten!

Also ist auch Jacopone
In die Blutschuld nicht gefallen,
Und so bricht der Tod dich Rose

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Zu der Sühnung ewgem Kranze!


Heil sei dir und ewge Wonne,
Daß in Unschuld du gewandelt,
Und das Kleid der gütgen Toten
Unbeflecket hast erhalten!

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Den Bußgürtel scharf gedornet

Trugst du still und ohne Klagen,
Und so halfst du, fromme Tochter,
Deiner Mutter Sünde tragen.

Heil sei dir und ewge Wonne,

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Daß in Unschuld du gewandelt.

Was dir unterm Herzen wohnet,
Hast du nimmer mich gefraget!

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_214.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)