Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 221.jpg

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Und es folgen ihm die Nonnen,
Geistig rauschend durch die Harfe,

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Rufen: „Wehe, weh Apone!

Fluch der Schlang und ihrem Samen!“

Und nun griff der Arzt im Zorn,
Und erfasset bei der Harfe
Die versteckte Rosadore,

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Und die Jungfrau schreit: „Erbarmen!“


„Ha!“ spricht Apo, „sei willkommen,
Schöne Nachbarin! Zu fangen
Solch ein Vöglein ich nicht hoffte
Bei dem Bette einer Kranken!

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Hat der kluge Jacopone

Dich zu seinem Trost belanget?
Die Juristen bei den Toten
Gerne sich ans Leben halten!“

Und nun will er Rosadoren

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Scherzend um die Hüfte fassen;

Doch sie war erstarkt im Zorne,
Reißt ihn schmerzlich an dem Barte.

„Also halt ich dich, du Toller,“
Spricht die Jungfrau, „bis die Lampe

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Wiederbringet Jacopone,

Daß er sehe deine Schande!“

Frech erwidert ihr Apone:
„Wenn du mich nicht fester fassest,
Sind mir eine rechte Wonne

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Solche Händlein in dem Barte!“


Und nun kehret Jacopone
Mit der Lampe in die Kammer,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_221.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)