Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 223.jpg

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Dienen will ich deinem Lobe;
Kannst du mir mein Weib erhalten,

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Geb ich dir zweitausend Kronen,

Geb ich mehr noch, geb ich alles!“

Und zum Lager tritt Apone,
Reißt die Decke von der Kranken,
Doch es stürzt sich Rosadore

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Über sie mit ihrem Mantel.


Und der Arzt spricht wild im Zorne:
„Was soll hier ich besser machen,
Wo man meiner nur will spotten?
Nackt muß ich die Kranke haben!

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Über ihrem Herzen drohend

Einen Flecken von dem Brande
Sah ich schwarz. Sie ist des Todes,
Wenn ich sie nicht heilend salbe!“

„Nimmer,“ spricht nun Rosadore,

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„Sollst du sie berühret haben,

Ihres Herzens heilge Rose
Nimmer sehen, böse Schlange!“

Und erbittert flucht Apone:
„Nun, so will ich sein verdammet!

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Schöne Buhlrin, dir zum Hohne

Sollst du mir zur Seite wandeln!

Du sollst deine Jungfraukrone
Selber mir ins Haus eintragen,
In den Spuren meiner Sohlen

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Sollst du liebekrank herwandeln!


Abends an mein Lager kommen,
Deinen Leib mir anzutragen,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_223.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)