Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 224.jpg

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Und mit Füßen weggestoßen
Sollst du in der Brunst verschmachten!

445
In der Kirche, vor dem Volke,

Auf dem offnen vollen Markte
Sollst du mir verbuhlet folgen,
Wie dem Leibe folgt der Schatten!“

Ihm erwidert Rosadore:

450
„Mein wird sich der Herr erbarmen;

Vor dem Fluch, den du geschworen,
Wird er seine Magd bewahren!

Eher sollen alle Rosen
Mit den Wurzeln aufwärts wachsen

455
Und die vollen Liebeskronen

In der Erde Nacht begraben,

Eher all die bleichen Toten
Aus der Tiefe blühend wandeln
Und was lebet an der Sonne

460
Fluchend in die Gräber tragen,


Eh der Mond vom Sternendome
Buhlend in ein Nest voll Drachen
Steigen und im keuschen Schoße
Ungeheure Brut empfangen,

465
Und eh soll die lichte Sonne

Weichen aus des Himmels Bahnen,
Durch der Hölle Tor zu wandeln,
Eh ich tret in deine Pforte.

Ja, eh wird dem Feinde Gottes,

470
Dem satanschen Sündenvater,

Auch ein Gottsohn ausgeboren,
Keusch von einer Magd empfangen,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_224.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)