Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 226.jpg

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Winkt verneinend mit dem Kopfe,
Und Apone weicht vom Lager;

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Denn er höret eine Glocke;

Fackelschein erhellt die Gasse,
Weil begleitet von dem Volke
Sich der Leib des Herren nahet.

Mit dem Sakrament gezogen

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Kommt Benone durch die Straße,

Und die Kranke hebt frohlockend
Und getröstet sich vom Lager.

„Bleibe liegen!“ sprach Apone.
„Willst du dir dein Weib erhalten,“

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Sagt er dann zu Jacopone,

„Hüt sie vor dem Abendmahle!

Sie stirbt eines schnellen Todes
Bei der letzten Ölung Salbe.
Da ich sie hab übernommen,

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Werd ich dieses nie gestatten!“ –


„Jacopone, Jacopone,“
Seufzt nun angstbewegt die Kranke,
„Willst du mich zur Hölle stoßen?
Hüte mich vor diesem Drachen!“

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„Seht, sie raset,“ spricht Apone,

„Sie ist nicht mehr bei Verstande,
Denn sie spricht verwirrte Worte,
Taugt jetzt nicht zu heilgen Sachen!“

Doch nun tritt herein Benone,

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Nahet sich dem Bett der Kranken,

Und sie spricht: „O Herr, willkommen!
Wolle meine Beicht empfangen!“

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_226.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)