Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 227.jpg

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Und der Priester will, es sollen
Alle nun allein ihn lassen.

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„Rosadore, Jacopone

Mögen bleiben,“ spricht die Kranke.

„Und ich geh nicht,“ spricht Apone,
„Bis der Gürtel liegt im Wasser,
Bis getrunken sie die Tropfen.

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Wer bringt meine Pflicht zu wanken?“


Und zu weichen hat Benone
Nochmals friedlich ihn ermahnet;
Aber höhnisch ihm der Stolze
In das würdge Antlitz lachet.

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Nun erst fühlet Jacopone,

Welcher Geist in diesem Arzte,
Und er spricht in schnellem Zorne:
„Weich aus meinem Haus, du Laster!“ –

„Hast du mich mit Schmeichelworten

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Hergelocket,“ spricht der Arge,

„Bringst du mich mit bösem Trotze
Wahrlich nimmermehr von hinnen!“ –

„Weh uns!“ jammert Jacopone,
„Wer mag diesen Teufel bannen!“

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Und es nahet Rosadore,

Spricht: „Ich wags in Gottes Namen!“

Und sie zieht gleich einem Dolche
Jene Nadel Rosablankens
Aus dem Haar, das Gold der Locken

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Fließt, sie rüstend, von dem Nacken.


Und im heilgen Zorne Gottes
Springt die Kranke von dem Lager,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_227.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)