Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 228.jpg

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Und ein Kreuz von rotem Golde
Dienet ihr zur frommen Waffe.

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Aber beiden reißt Apone

Von dem Busen die Gewande.
Da er sieht die heilgen Rosen,
Fühlt er seine Sinne wanken.

Und er fluchet: „Moles, Moles!

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Dies ist unser Rosengarten.

Daß er ewiglich verdorre,
Mußt du dich zur Arbeit halten!“

Doch am Fenster ruft Benone
Dem Geleite, und mit Fackeln

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Dringen sie herauf; Meliore

Tritt einher vor allen andern.

Doch er stehet schwer erschrocken,
Da er Apo sieht, und fraget:
„Meister, lebet ihr hier doppelt?

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Eben hab ich euch verlassen!


Pietro kam als schneller Bote
Zu dem Vater Rosablankens,
Der erkrankte, euch zu holen,
Und Ihr seid mit ihm gegangen.

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Habt mir selbst die Hand geboten,

Spracht, daß ihr des alten Hasses
Gänzlich nun vergessen wolltet,
Weil ich brav gelöscht beim Brande.

Dann hast du mich angesprochen

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Um ein Büschel meiner Haare;

Sprachst: ‚Aus blondem Haar gesponnen
Wird zur Wundennaht der Faden.’

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_228.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)