Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 230.jpg

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Was ich sündlich hab verbrochen,
Seit auf Erden ich gewandelt,

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Mit Gedanken, Werken, Worten.

Und zuerst nun mit Gedanken:
Ich gedachte, meinem Gotte
Könnt ich Sünderin gefallen.

Und ich sündigte mit Worten,

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Weil ich Gott nicht Wort gehalten,

Als das Ja ich Jacopone
Treulos gab an dem Altare.

Und mit Werken,“ sprach die Fromme,
„Da ich sprang von dem Theater;

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Denn ich glaubte fest, des Todes

Würd ich an die Erde fallen;

Glaubt in meinem bösen Stolze
Ohne Sakrament empfangen
Käm ich doch zu meinem Gotte,

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Sündigte auf sein Erbarmen.


Doch mich nicht verderben wollend,
Hat er mich zur Buß erhalten,
Die von ihm durch dich, Benone,
Ich zerknirschet nun erwarte!“ –

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„Rosarosa,“ sprach Benone,

„Keiner noch trat ohne Makel
Vor den Thron des ewgen Gottes;
Er wird dein sich auch erbarmen!

In des Vaters, in des Sohnes,

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In des heilgen Geistes Namen

Sei dir, meine fromme Tochter,
Deine Schuld erlassen! Amen.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_230.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)