Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 232.jpg

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Firmament voll Lichtessonne,
Ewig gleiche Friedenswage!

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Herr, was hab ich denn verbrochen,

Daß ich in der Nacht soll wandeln,
Daß aus meines Himmels Dome
Nun erlischt die heilge Lampe?

Weh, o weh, du süße Rose,

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Dornen dir das Herz zerbrachen,

Die du fromm vor mir verborgen;
Schuldig muß ich mich anklagen!

Weh, ich bins, der dich gemordet,
Blind an jenem Hochzeitsabend,

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Da durch mich du von den Toten

Hast den Dornengurt empfangen!

Und ich habe zu der Oper
Dich geführet heute Abend:
Weh, durch mich wardst du durchbohret

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Von dem Gürtel bei dem Brande!


Deine letzte Zeit verdorben
Hab ich dir aus falschem Wahne
Durch den Bösewicht Apone,
Hoffend, dich mir zu erhalten!

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Ach, ich diene bösem Stolze!

Die ich nie besessen habe,
Die mir ewig war verloren,
Wollt ich mir durch Kunst erhalten!

Weh, mein Weib, du Jugendrose,

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Auf dem Wasser der Demanten

Spiegelt deiner Schönheit Sonne
Ihres Abendrotes Flamme!“

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_232.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)