Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 233.jpg

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Also jammert Jacopone.
Ihm erwidert dann die Kranke:

715
„Wolle nicht mit harten Worten

Gegen Gottes Willen klagen.

Lasse uns den Herren loben,
Daß er uns zurückgehalten
Von dem Abgrund ewgen Todes,

720
Von der Blutschuld hartem Laster.


Wenn der Schleier wird gehoben
Über unserm dunklen Stamme,
Singst du bis zu deinem Tode
Gott und seiner Mutter Psalmen.

725
Seit das Weib den schwer verbotnen

Apfel teilte mit dem Manne,
Bringt das Weib das Kind des Todes
Zu der Welt mit Not und Jammer.

Und wir durch die Güte Gottes

730
Haben schuldlos uns erhalten,

Und er wird uns nicht verstoßen
Aus des Paradieses Garten.

Auch ich muß von diesem Orte
In den Willen des Erbarmers;

735
Dich, bei dem so gern ich wohnte,

Muß ich einsam nun verlassen.

Und du sollst, wie Christen sollen,
Deinem irdschen Gut entsagen,
O, mein Bruder, wolle folgen

740
Eines schwachen Weibes Rate.


Geh in einen frommen Orden;
An die Stelle des Theaters

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_233.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)