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Kelche, Lampe, Weihebronnen,
Leuchter, Rauchfaß und Monstranzen:

775
Alle seien goldne Rosen,

Durch der Künstler Fleiß gestaltet.

Und die groß und kleine Glocke
Und der Taufstein und die Kanzel
Seien Rosen gleich geformet.

780
O, welch frommer Rosengarten!


Als ich bin getragen worden
Sinnlos weg von dem Theater,
Hat sich ein Gesicht ergossen,
Hab ich diesen Wunsch empfangen.

785
Unter einem hohen Dome

Sah ich Weihrauchwolken wallen
Und Gesang und Klang der Orgel
Durch die Säulenwälder wachsen.

Und ich sah den Greis Benone

790
Eine Totenmesse halten,

Aber alles war voll Wonne,
Alles war voll selgen Glanzes!

Und ich sah viel fromme Nonnen
Einsam betend in der Kammer,

795
Sah sie nächtlich in dem Chore

Himmlische Gebete lallend.

Und vor allen glanzumflossen
Sah ich eine mit der Nadel
Weiße, rote, schwarze Rosen

800
Wirken in die Meßgewande.


Und das Bild der Mutter Gottes,
Gnädig blickend vom Altare,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_235.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)