Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 245.jpg

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Wieder mir zur Seite schreitet,
Will mir nimmer in den Sinn.

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Sprich, wie soll ich nur begreifen

Deiner Künste tiefe List,
Daß ich hier dich kann ergreifen,
Der erst dort vor kurzer Frist.

Meister sprich, und dann verzeihe,

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Daß ich also heut mit Schimpf

Traf des hohen Hauptes Weihe;
Zeige deines Herzens Glimpf!

Kenntest du des Jünglings Leiden,
Der so kühn dich heut bestritt,

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Ach, du würdest Trost bereiten

Mir, der deinen Zorn erlitt.

Lasse mich zum Kerker weichen,
Dem das Feuer mich entriß,
Kannst du mir die Hand nicht reichen,

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Daß mir deine Gunst gewiß!“


Apo gab die Hand: „Dein Eifer,“
Spricht er, „wisse, war mir lieb;
Herrlich wirst du, wenn du reifer,
Denn dich treibet hoher Trieb.

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Doch es muß vor der Gemeine

Leiden, wer zutage springt,
Daß nicht aus dem Chor alleine
Einer andre Weise singt.

Ob du würdig könntest leiden,[1]

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War zu forschen ich gewillt;

Nebst dem Schwerte zu dem Streiten
Führe auch der Mann das Schild.

Anmerkungen des Herausgebers

  1. [403] In den Strophen 13 bis 16 läßt der Dichter Apo freimaurerische Grundsätze und Geheimlehren zum besten geben und sich als Anhänger der Rosenkreuzerei zeigen, von der Brentano in seinem Briefe an Runge (Einführung) und in den Notizen spricht.
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_245.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)