Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 246.jpg

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Und nun nenn ich dich den Meinen,
Zeigte dir mein Doppelbild;

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Wird der dritte dir erscheinen,

Ist das Ganze dir enthüllt.

Zeugnisgebende sind dreie,
Und die dreie eines sind;
Du hast einen Grad der Weihe,

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Noch bist du ein blindes Kind.


Wisse, der Dreieinigkeiten
Schweben in dem Zirkel viel;
Wer sie alle kann durchschreiten,
Dreht den Zirkel hin zum Ziel.

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Doch nun laß uns andre Kreise,

Die uns näher liegen, ziehn,
Daß ich tätig dir beweise,
Wie ich dir gewogen bin.

Einsam sind wir und alleine,

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Ich und du und die Begier;

Sprich, nach welchem Zauberweine
Lechzt die trockne Zunge dir?

Fein ist diese Zeit; es schweifet
Süß das trunkne Mondenlicht;

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Wer jetzt nach den Äpfeln greifet,

Der verfehlt die reifen nicht.

Von der Venus Tau bereifet,
Schwillt der Früchte süß Gewicht:
Sage, welche Lust gereifet

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Dir aus heißem Busen bricht“ –


„O, mein hoher Herr und Meister,
Du bist weis,“ Meliore spricht,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_246.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)