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„Und es reichen alle Geister
Deinen Augen gern ihr Licht.

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Sehe, hier stehn wir im Freien,

Unterm hohen Wolkenschild,
Und des Brands Ruinen streuen
Auf den Plan ihr Schattenbild.

Kannst du aus der Sterne Reihen

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Sagen, ob die Zukunft hier

Andre Schatten wird verleihen
Dieses Platzes hoher Zier?

Ob nicht seinen Schatten breiten
Hier ein heilger Tempel wird,

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Wo wir jetzt durch Trümmer schreiten,

Die des Wassers Flut durchirrt?“

Doch Apone sprach: „O schweige,
Anderes begehr von mir,
Daß ich anderes dir zeige,

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Was mir lieber ist und dir!


Denn nicht diese toten Steine
Heben zu dem Licht den Blick;
Nur des Lichtes Sohn alleine
Liest gestirnet sein Geschick.

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Geisterschwer erblühn die Zeiten

Heute aus dem Sterngefild,
Durch den reichen Himmel schreiten
Seh ich wunderbar Gebild.

Denn die Jungfrau hebt den Schleier,

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Und der Widder freudig springt,

Und der Stier erhebt sich freier,
Da der Schwan verbuhlet singt.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_247.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)