Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 253.jpg

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Wird dich schwer der Neid zerreißen,
Wenn sie andern sich ergibt.

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Daß zum Falle sie gereifet,

Seh in ihren Sternen ich,
Wenn kein andrer sie ergreifet,
Nenne einen Lügner mich!“ –

„Den möcht ich jetzt gleich dich heißen,“

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Zürnend nun Meliore spricht,

„Solche Unschuld kann nicht gleißen,
Gottes ist ihr Angesicht!

Körner streust du; ich soll gleiten,
Aber Gott erhalte mich!

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Sündflut aller Eitelkeiten,

Hier vor Gott verfluch ich dich!

Ja, gleich leicht magst du beweisen,
Diesen Himmel ernst und still
Sehest du vom Blitz zerreißen

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Und von donnerndem Gebrüll;


Und die Stadt im Mondenscheine
Fülle jetzt der wilde Krieg,
Und daß jetzt, wo wir alleine,
Weit ein Feld voll Leichen lieg;

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Daß Bologna ihre weite,

Hochgetürmte, feste Stirn
Niederbeuge jetzt im Streite
Vor dem himmlischen Gestirn!

Daß du doppelt kannst erscheinen,

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Weil ichs sah, bewiest du mir;

Doch Biondettens Schuld verneinen,
Selbst sie sehend, würd ich dir!“ –

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_253.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)