Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 259.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ob ich gehe, ob ich bleibe?“
Bang der Jüngling zu sich spricht.

445
„Denn nicht lang mehr kann verweilen

Die geliebte Tänzerin;
Sah ich sie, dann will ich eilen
Tröstend zu dem Bruder hin.

Ach, schon hör ich aus der Weite

450
Leichter Füße Flügelschritt!“

Von der monderhellten Seite
Bang er in den Schatten tritt.

„Soll ich singen, soll ich schweigen,
Wenn sie mir vorüberzieht?

455
Gerne gäb ich ihr ein Zeichen,

Daß ein Liebender sie sieht!“

Doch ein dunkler Fechter schreitet
In dem Schatten vor ihn hin,
Und zum Kampfe schnell bereitet

460
Meliore sich gen ihn.


Aber in des Degen Kreisen
Seine Klinge ihm zerspringt,
Ihn durchbohrt des Feindes Eisen,
Und er spricht, indem er sinkt:

465
„Herr! die Seele, die jetzt streitet,

Richt in deinem Zorne nicht;
Herr! die Seele, die jetzt scheidet,
Sehe bald dein Angesicht!“

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_259.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)