Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 281.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Armes Kind, ich kann genesen
Nur in einem selgen Tode,

115
Nur vom Schmerz kann mich erlösen

Blut des eingebornen Sohnes!“ –

„Vater, schrecklich ist gewesen
Euer finstrer Arzt Apone,
Und ich muß noch Kräuter lesen,

120
Die er alle hat verordnet!“ –


„Kind, hast alle du gehöret,
Die er zu mir sprach, die Worte?
Sie zerschnitten mir die Seele
Wie viel hundert giftge Dolche!“ –

125
„Das, was ich davon gehöret,

Ich doch nicht verstehen konnte:
‚Kosme, was dein Herz verzehret’,
Sprach er, ‚ist die Härte Gottes!

Kräftig hast du einst dem Leben,

130
Was des Todes ist, geopfert,

Und nun opferst du das Leben,
Das dir übrig bleibt, dem Tode!

Du treibst hier ein töricht Wesen,
Machst zur Närrin deine Tochter,

135
Und die Löcher deiner Seele

Willst du mit der ihren stopfen!

Höre auf, sie zu bestehlen,
Tritt ihr nicht in ihre Sonne,
Laß sie lesen die Poeten,

140
Gehe in der Stadt zu wohnen!


Du magst ewig dich bekehren,
Was verloren, ist verloren;

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_281.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)