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Denn der Arzt sprach: ,In der Nähe,
Ja, in deines Gartens Boden,

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Werden diese Kräuter stehen,

Deren Trank ich dir verordne’.“

Rosablanka liest den Zettel:
„Aus Sankt Clarens Garten Rosen
Um die Mitternacht zu brechen

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Und mit Keuschlamm einzukochen.


Unser Liebfrau Bettstroh nehme,
Mische es mit Venusrosen,
Zu Marienschühlein menge
Teufelsklau und Hahnensporen.

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Und Mariensiegel breche

In dem Schein des vollen Mondes,
Mit Marienmantel leg es
In den dir bekannten Bronnen.

Liebfraumilch und Liebfrautränen

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Mit unschuldger Kindlein Rosen,

Findelkraut und Venusnelken
Destilliere durch neun Monde.

Alle Stunden einzunehmen
Und so lang zu wiederholen,

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Und dem Arzte schnell zu melden,

Wenns nicht helfen will. Apone!“

Als sie dies Rezept gelesen,
Sprach der Kranke: „Meine Tochter,
Jetzo eile nach der Messe,

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Kehre wieder mit Benone!


Also heißt, der sie wird lesen;
Er ist recht ein Heilger Gottes;

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_285.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)