Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 290.jpg

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Eine Handvoll Asche nehmend
Beugt er sich dann zu dem Boden.

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Und sie unter Tränen mengend

In die taubereiften Locken,
Spricht er, nochmals um sich sehend,
Schmerzdurchdrungen diese Worte:

„O, du liebes, armes Leben!

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Bunter Thron des ewgen Todes!

Blutig Schlachtfeld des Verderbens!
O ihr aschevollen Rosen!

Meiner Hütte klare Fenster,
Von Jasmin so still umzogen,

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Und du schattig Dach der Reben

Über meiner kleinen Pforte!

Weh, es grinset wie Gespenster
An im glühen Blick der Kohlen,
Und der Rasen, den ich pflegte,

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Knirschet unter meinen Sohlen.


O ihr tausend frommen Engel,
In den Lilien, in den Rosen,
Morgens mit dem Gärtner betend,
Sterne, Sonnen, Kelche, Kronen,

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Zeihet mich mit dürrem Stengel,

Daß ich alle euch gemordet,
Daß ich, folgend dem Verderber,
Hab gestört den Tempel Gottes!

Fromme Priester fleißger Zellen,

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Goldne Bienen, euer Kloster,

Eures Gottesdiensts Kapellen,
Eurer Andacht Stationen,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_290.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)