Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 291.jpg

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Alle liegen sie versenget,
Und die Glut des bösen Opfers

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Und der Rauch des Feuerfrevels

War für euch des Todes Odem.

Kühler Labung Marmorbecken,
Glatter Rand des treuen Bronnens,
Du bist in dem durstgen Lecken

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Dieser wilden Brunst zerborsten.


Stiller Mahner des Geschäftes,
Stundenzeiger, Freund der Sonne,
Du bist, Feuerschatten werfend,
In der bösen Glut zerschmolzen.

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Hütte, Garten, Blumen, Reben,

Fromme Bienen, süße Rosen,
O, du unschuldvolles Leben,
Ich hab dich von mir gestoßen!

Einsam nur im Garten stehet

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Dort die hohe, weiße Rose;

Paradies mußt untergehen,
Ewig steht der Baum des Todes!“

Und nun mit der Jungfrau gehet
Zu der Stadt der Trauervolle,

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Und sie wechseln stille Reden,

Niedersehend an den Boden.

„Wann ist, Pietro, Rosarose,
Deine Schwester, dir gestorben?“ –
„Des Theaters Glut entgehend

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Fiel sie in den Arm Meliores.


Niedersprang sie von dem Fenster,
Und der Sturz führt sie zum Tode.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_291.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)