Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 292.jpg

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Jetzt zu ihrem Leichenfeste
Gehe ich zu Jacopone.“ –

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„So war dies die Glut, die gestern

Ich sah an dem Himmel lodern!
Ach, die herrliche Biondette,
Ward sie heil dem Brand entzogen?“ –

„An der Schwester Sterbebette

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War sie noch mit Jacopone!“ –

„Ist dein Bruder unverletzet,
Der getreue Meliore?“ –

„Ich hab ihn nicht mehr gesehen,
Ich hab ihn nicht sehen wollen,

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Und ich will ihn nicht mehr sehen,

Er hat mein Geschick verdorben!

Er, der Buhler von Biondetten,
Er hat mir dein Herz entzogen,
Und durch ihn starb Rosarose,

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Sank mein Haus und meine Rosen!


Ich bin nicht zur Stadt gewesen;
Als die wilde Glut da tobte,
Saß ich still in meiner Zelle,
In verschmähter Lieb verloren.

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Und zu deinem Vater gehend,

Führt Meliore den Apone,
Und der falsche Bruder kehrte
Zu der Stadt von meiner Pforte.

Und der weise Arzt erzählte,

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Kräuter in dem Garten holend,

Mir den Tod der Rosarose
Und die Buhlerei Meliores.[1]

Anmerkungen des Herausgebers

  1. [403] Moles, der in Apos Gestalt am Krankenbett Kosmes war, erzählte, um Pietro eifersüchtig zu machen, diesem auf dem Rückwege, Meliore habe ihm Rosablankas Herz entzogen. Darin liegt die nach den „Notizen“ vorgesehene, von Morris vermißte Teufelei.
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_292.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)