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Rosarosens Gurt von Eisen
Schützet Lende ihr und Schoß;

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Apo will ihn niederreißen,

Doch er zwinget ihn nicht los.

Und mit allen seinen Feilen
Kann mit Mühe er und Not
Den Bußgürtel nicht zerteilen,

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Der geheiligt Trotz ihm bot.


Nun zum Keller niedersteiget
Apo, wo am feuchten Ort
Springwurz, die jed Schloß erweichet,
Ruhet, daß sie nicht verdorrt.

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Als er wiederkehrt zur Leiche,

Sieht er selbst sich oben schon,
Und er spricht: „Laß deine Streiche,
Moles, was soll dieser Hohn?

Hund, du sollst als Hund erscheinen;

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Sieh, du treibst es mir zu toll!

Willst du, daß zu deinen Peinen
Ich die Glocke schlagen soll?

Wo bist du so lang verweilet?“ –
„Herr, ich tat, was ich gesollt,

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Und bin dann zurück geeilet.

Drum nicht also schmähen wollt!

Einem Kranken Hilfe reichend,
Dessen Heil uns schwer bedroht,
Gab ich Gift, das zäh und schleichend

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Ihn verzweifeln läßt im Tod.


Böse Frucht sah ich uns reifen;
Wo ich war, da war man fromm,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_336.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)