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„Nein, das Fleisch, es ist das meine,“
Spricht der andre, „ich bin Sohn!

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Weh, es fehlt uns nur am Geiste,

Wäre der uns nicht entflohn,
Daß er uns Entscheidung leiste,
Dann wär uns geholfen schon.

Einig sind Dreieinigkeiten,

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Vater wird durch Geist zum Sohn,

Zweie sind Zweideutigkeiten,
Zote nur gebiert der Hohn.“

„Wechseln wollen wir zuzeiten,“
Spricht der Hohn nun zu dem Spott,

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„Denn das Leiden wie das Streiten

Treiben beide wir gen Gott.“

Und der Spott dringt in die Leiche,
Und es hilft ihm frech der Hohn,
Daß er in die Wunde schleiche,

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Der Biondettens Geist entflohn.


Apo kehrt und spricht: „Es scheinen
Menschen in dem Hause noch,
Eine Stimme hört ich weinen
Und sah Licht durchs Schlüsselloch.“

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Doch nun richtet sich die Leiche

Auf und nicket mit dem Kopf;
Als sie ihm die Hand will reichen,
Bebet Apo wie ein Tropf.

Moles spricht: „Empfang, Hochzeiter,

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Meine Gratulation,

Sieh, dein Glückstern scheinet heiter,
Führe deine Braut davon!

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_341.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)