Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 345.jpg

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Alle sollen dich beneiden;
Werde dieses Neides froh!

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Mich als Nonne einzukleiden

Sag ich auf dem Markt mich los;
Lügen müssen wir verbreiten,
Wie ich ward dein Hausgenoß.

Wie ich in Melancholeien

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Hilf von deiner Kunst gehofft,

Wie, die Kranken zu zerstreuen,
Mein Gesang dir diene oft.

Wie die Kunst der Arzeneien
Ich von dir erlernen soll,

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Wie nichts könne uns entzweien,

Weil wir eines Gottes voll.

Dieses, jenes, und so weiter
Lüge nur, man glaubt es schon,
Denn du bist ein Teil gescheiter,

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Herr und Meister und Patron!


Deine Magd kann ich erscheinen,
Wie es deinen Lüsten frommt;
Nur nicht lachen und nicht weinen,
Weil dies von der Seele kommt.

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Soll dein Lager ich beschreiten,

Oder auf der Erde bloß
Ruhn an deines Bettes Seiten,
Oder sitzen dir im Schoß?

Ob ich auf dem Draht, dem Seile,

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Dir soll gaukeln liebestoll,

Ob ich dir zur kurzen Weile
Buhlerliedlein singen soll?

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_345.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)