Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 348.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Mit gedrehten Schlangenhäuten
Lasse mir von Apfelholz

475
Eine Harfe bald besaiten,

Ich bin auf dergleichen stolz.

Ich will die Akkorde greifen,
Daß du mich gewißlich lobst,
Daß der Weiber Augen greifen

480
Rings nach dem verbotnen Obst.


Und die Männer werden eilen,
Den verrufnen Apfel rot
Mit den Even schnell zu teilen,
Und sie essen sich den Tod!“

485
Moles spricht nun zu dem Meister:

„Eine Harfe ist besorgt,
Der galanteste der Geister
Hat die seine mir geborgt.

Ist sie gleich ein bißchen heischer,

490
Ist sie doch vom besten Ton,

Wird die Sängerin erst keuscher,
Wird sie besser stimmen schon.

Aber jetzt, ihr Hochzeitsleute,
Machet mich nicht länger rot!

495
Apo, es tut uns für heute

Zu studieren noch sehr not!

Denk, wie du vor kurzen Zeiten
Sahst in meinem Horoskop,
Wie die Rose gen uns beide

500
Drohnd ein dreifach Haupt erhob.


Uns entzogen hat die eine
Rosarosens selger Tod,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_348.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)