Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 350.jpg

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Und ich sah ihn Blätter streuen
Unter hellem Gottes Lob,

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Und ich konnt ihn nicht erschreien,

Weil er sich zum Licht erhob.

Das sind böse Neuigkeiten,
Dumm hast dus gemacht, Patron,
Du mußt jetzt im Dunkel schreiten,

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Weil die Blätter dir entflohn.“


Und sie fangen an zu streiten,
Wechseln harter Worte Zorn,
Älia Lälia Crispis beiden
Schärfet noch des Grimmes Dorn.

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Aber ihren Zank durchschneidet

Der geweihten Glocke Ton;
Jacopone zubereitet
Seine Leichenfeier schon.

Älia spricht jetzt: „Schnell mich kleide

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In den buntsten Freudenrock,

Hülle mich in Samt und Seide,
Meine Haare üppig lock!

Schütte alle dein Geschmeide
Über meinen Busen bloß,

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Daß ich durch das Volk hinschreite

Dir zur Seite leicht und los!

Und dein Kummer wird zur Freude,
Es versinkt dein grimmer Zorn
In dem allgemeinen Neide,

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Wie im Meer ein kleiner Born!“


Lächelnd kräuselt ihr der Meister
Nun das Haar in frei Gelock,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_350.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)