Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 351.jpg

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Und der hündischste der Geister
Schürzet ihr den Purpurrock.

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Und es schmücken sie die beiden,

Gleich der Hure Babylon,
Und sie singet Schändlichkeiten
Ihnen vor im frechen Ton.

Sodomitsche Blumenzweige

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Steckt sie ihrem Busen vor,

Und nun führt die falsche Leiche
Apo aus des Turmes Tor.

Wer sie sieht, steht wie versteinert,
Oder mehret ihr Gefolg;

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Aber allen unter keiner

Kennt in ihr den Höllenmolch.

Und mit bangem Finger zeiget
Jeder Vater sie dem Sohn,
Und von Mund zu Munde streichet:

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„Sahst du heut Biondetten schon?“


Alle, die sie einst beneidet,
Weil sie kunstreich, schön und fromm,
Glauben, wo sie hin nur schreitet,
Daß die irdsche Venus komm.

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Also frech ist ihr Bezeigen,

Jedem Buben scheint sie eigen,
Ich erschrecke und muß schweigen.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_351.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)