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Rosarosens Leichenzug

Frühe Sonne, frühe Sonne,
Ach, wo bist du hingesunken!
All des Tages Jugendwonne
Ist im Morgenrot ertrunken.

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Deine wunderselgen Augen,

Inseln aus des Himmels Seen,
Sah ich steigen, untertauchen
In des Morgens erstem Wehn.

Und es steigt ein Nebelschleier

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Übers tiefe, stille Blau,

Eine einsam tiefe Feier
Breitet sich durch Wald und Au.

Ruhig unbewegte Bäume,
Kein Gesang, kein Blattgeräusch;

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Spinnet ihr die nächtgen Träume

Wieder an, ihr Blumen keusch?

O Bologna, deine Zinnen,
Die gelacht im Sonnenstrahl,
Seh ich bösen Schmuck gewinnen:

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Schwarze Flaggen überall!


Alle Buden sind geschlossen,
Trauerteppche hängen aus,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_352.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)