Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 357.jpg

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Nieder in der Fahne wehet
Weiß ein Kreuz im roten Feld.

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Und vor dieser Fahne sitzet

Ein vor allen prächtger Mann;
Wie sein Harnisch strahlt und blitzet,
Kaum das Aug ertragen kann.

Er gleicht einem Martisbilde;

150
In dem blanken, großen Schwert,

In dem runden Spiegelschilde
Lacht die ganze Pracht verklärt.

Ihm die Fahne ist vertrauet,
Er des Wagens Ehr bewacht,

155
Den die Herrn des Rats erbauet

Als den Mittelpunkt der Schlacht.

Als des Staates Bundeslade,
Als Symbol der Bürgerehre,
Als der Thron des Zorns, der Gnade,

160
Geht der Wagen mit dem Heere.


Wenn er stehet, wenn er schreitet,
Steht und geht die Kriegesschar,
Ihn des Heeres Kern umstreitet
In der dringenden Gefahr.

165
Und zersprengte Reuterhaufen

Sammeln sich in seinem Kreis,
Und von neuem auszulaufen
Nach des Kampfes blutgem Preis.

Und den Feldarzt trägt der Wagen

170
Mit des Leibes Arzenein,

All, die blutig sind geschlagen,
Wollen hier geheilet sein.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_357.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)