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Und von seiner Höhe schallen
Zierlich ausgesprochne Reden.

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Oder, mehr ihn zu verschönen,

Höret man das Wort der Richter,
Lieblich stolz auf ihm umtönen
Von den Liedern heilger Dichter.

Also dient er in dem Streite,

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Triumphiert, und trägt die Beute

So zu festlichem Geleite;
Aber anders dient er heute.

Und die dunkle Trauerbühne
Nun die bunte Menge teilet,

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Wie ein schwarzes Schiff die grüne

Flut mit scharfem Kiel durcheilet.

Aber tröstlich auf dem dunkeln
Maste, dessen Segel trauern,
Sieht das weiße Kreuz man funkeln,

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Wie ein Stern im nächtgen Schauern.


Schwarze Tücher rings verhüllen
Seine kriegerische Pracht,
Und sein Schnitzwerk Rosen füllen,
Sterne einer tiefen Nacht.

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Guido hat ihn zu der Trauer

Rosarosens so verzieret,
Um ihn weht ein leiser Schauer,
Weil der Tod hier triumphieret.

Und wo sonst die Schwerter glänzen,

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Stehen trauernde Martronen,

Tragend in Zypressenkränzen
Pomeranzen und Zitronen.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_359.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)