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In der Blumen stille Mitte,
Traurend, aber ohn Verzagen.

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Als den Wagen sie verließen,

Kehrend hin zu den Gesellen,
Nun die Kinder ihn umschließen
Rings mit freudgen Blumenwellen.

Zwischen schlanken Lilienstengeln

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Und den zarten Rosenzweigen,

Rings umwallt von frommen Engeln,
Zieht er hin mit prächtgem Schweigen.

Und es folget Jacopone;
Zwischen Pietro und Meliore

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Wandelt mit der Totenkrone

Rosablanka in dem Chore.

Ihre Locken aufgelöset
Traurend um die Schultern wehen,
Ihre Füße sind entblößet,

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Sie muß so zur Buße gehen.


Als sie aus dem Haus geschritten,
Zog sie Schuh und Strümpfe ab,
Die sie, auf sein dringend Bitten,
Pietro zu bewahren gab.

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Und im Gurt er sie verstecket,

Wie beliebten, reichen Schmuck;
Seines Herzens Schlag erwecket
Der verehrten Pfänder Druck.

In verschiednem Schmerz befangen

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Diese Viere vor uns schreiten,

Manche Trän auf fremden Wangen
Ehrt ihr tränenloses Leiden.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_369.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)