Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 371.jpg

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Und sein Auge steigt zum Himmel
Ewig von dem irdschen Saum.

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Aber Pietro geht zur Linken

Wie ein armer Schäferknabe,
Der den Schatz hinab sah sinken,
Den er mühsam aufgegraben.

Immer sieht er vor sich spielen

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Noch die goldne Zaubertruhe,

Wo sein Weg auch hin mag zielen,
Flieht der Schatz ihn ohne Ruhe.

Also muß ein Buhler irren,
Dem die Buhle ging zu Grab,

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Die aus zaubrischen Geschirren

Ihm die Liebestränke gab;

Also in dem Venusheere
Zieht die liebetörge Brut,
Daß sie ewig sich verzehre,

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Ewig wachs in böser Glut.


Ob sein Blick zur Erde nieder
Oder auf zum Himmel schwebt,
Sieht er stets den Rumpf der Hyder,
Der ein neues Haupt erhebt.

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Jede Blume möcht er küssen,

Die die Jungfrau ihm zur Rechten
Tritt mit zarten Rosenfüßen,
Und sich einen Kranz draus flechten,

Und mit solchem Schmerz bekränzet,

590
Steigen durch die finstern Felsen,

Wo kein Stern mehr fröhlich glänzet
Und sich schwarze Bäche wälzen.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_371.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)