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und Lilith nebst Uriel wollen sich dann für sie ausgeben. Sie fliehen und sagen dem Knaben, daß er nie solle größer werden und einst, wenn das Geschlecht der Lilith ausgestorben, den Ring der Mutter Gottes, wo er auch sei, wiederbringen. Jesus gibt dem Vogel zu essen, und er singt klagend: die Nachtigall. Nach dem Tode Lorenzos geht das Kind in den Venusberg und begehrt den Ring. Alle ziehen mit ihm ab.

Ursprung. (Agnus castus = Gegenchristus. Lilith = merula.)

Maria kommt auf der Flucht in eine Herberge. Sie kochen. Lilith hat nichts als einen Rosenstock von Jericho und spricht: „Ich möchte euch gern etwas geben, aber meine Rosen blühen nicht.“ In dem Augenblick blühen die Rosen, schwarz (gelb), rot und weiß. Die Tochter weissagt ihr. Die Mutter Gottes schenkt ihr eine Windel. Der Geliebte kommt, er bringt ihr den Siegelring des Herodes, zum Beweise, daß er abgeschickt sei, Jesum zu ermorden. Die Tochter verleugnet sie und besänftigt ihn. Sie wecket Joseph und mahnt ihn zur Flucht: er flieht, sie geleitet ihn. Die Mutter Gottes weissagt ihr. Der Liebhaber hat das Goldkästchen der heiligen drei Könige, worin Mariens Trauring ist, gestohlen. Die Mutter Gottes sagt ihr: „Eure Schuld werden nur die drei Rosen retten, wenn sie endlich lebendig geworden und das Unglück der Ringe getilgt haben, wenn sie selbst ein Ring geworden. Dann auch erst wirst du in die ewige Seligkeit eingehen, der Same des Diebes aber wird trostlos sein und hoffärtig in alle Ewigkeit,“ und so zieht sie von dannen.

Die Zinga und Amber[1] fliehen tief ins Land; sie nimmt ihre Rosen mit, sie leben in den Pyramiden, sie erzeugen viele Philosophen. In später Zeit werden sie mohammedanisch. In einem Kreuzzuge reiset ein Ritter in Egypten. Er schwängert eine Zinga. Sie gebiert zwei Knaben. Der Ritter kommt nach zwei Jahren wieder zu ihr und findet,

Anmerkungen des Herausgebers

  1. [406] „Zinga und Amber.“ Brentano machte in seinem selbsterfundenen Stoffe die Lilith zur Stammutter der Zigeuner, nennt sie daher hier mit dem Stammnamen Zinga, Zigeunerin. Amber scheint verschrieben für Uriel, wie der Bräutigam in der früheren Notiz heißt. Eine Zinga Lilith ist nach Brentanos Phantasie die Mutter des Tannhäuser, dessen Geschichte „anders wie bei Tieck“ im Verfolg dieser Notiz erfunden erscheint. Diese Lilith gebar aus ihrer Verbindung mit dem Ritter Härling zwei Söhne, Tannhus und Amber, und aus ihrer Ehe mit ihrem Stammgenossen Uriel zwei Töchter, Zinga und Dolores.
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Petrus-Verlag G.m.b.H., Trier 1912, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_384.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)