Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 385.jpg

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daß sie noch zwei andere Kinder, zwei Mägdlein, hat. Sie ist verheiratet, ihr Mann ist im Krieg, der Ritter mutet ihr zu, sich taufen zu lassen und ihm zu folgen. Sie will nicht, da begehrt er ihr die Kinder ab. Sie will sie nicht lassen und ruft um Hülfe. Ihr Gatte kommt, sie ist in Verzweiflung. Ihr Gatte ficht mit ihm und wird erstochen. Sie kommt dazu und wird vom Ritter ermordet. Nun sucht er die Kinder. Er findet Tannhus unter einem kleinen Tannenhäuschen und die Dolores mit Rosen bekränzt dahinter. Er nimmt an, daß sie seine Kinder sind, denn sie lassen sich gern von ihm fangen, während die andern beiden über dem Leichnam des Vaters liegen. Da er ein Geräusch hört, entflieht er zu den Seinigen und kehrt über Rom zurück. Er macht sich durch Buße von seinem Morde los. Der Papst tauft die Kinder. Er zieht nach Haus, erzieht die Kinder, gibt ihnen seine Burg und stirbt. Dolores empfindet eine heftige Liebe zu Tannhus, der von unmenschlicher Schönheit wird, und flieht, wiewohl sie ihm weissagt, er werde ohne sie in unaussprechliches Unglück kommen. Er hat eine große Sehnsucht nach einer Geliebten; er zieht auf Abenteuer. Seine Schwester sucht ihn. Katharina von Heilbronn, Lorelei.[1] Er kommt vor den Jettenbühel. Die Jette weissagt ihm, durch seine Schwester werde er namenlos elend werden. Er flieht und stößt im Odenwald auf einen Einsiedler, der ihn ermahnt zu büßen; er zieht weiter, begegnet dem wilden Heere. Eckart warnt ihn. Er sieht im Zuge eine schöne Frau, die ihn fesselt. Sie ziehen nach Italien, besteigen ein Schiff und fahren in Cypern in den Venusberg. Unterwegs stößt der Rattenfänger von Hameln mit den Kindern zu ihnen. Da er sieht, daß er unter Geistern ist, entflieht er zum Papste Urbanus, der spricht, es werde ihm verziehen sein, sobald sein Stab grüne. Er kommt in den Wald zu Zingara und ihrem Gefolg. Sie verliebt sich in ihn durch die Ähnlichkeit ihrer Schicksale, vergräbt ihre Heiligtümer und folgt ihm; sie fahren in den Venusberg.

Anmerkungen des Herausgebers

  1. [406] Das Hereinziehen des Käthchen von Heilbronn, der eigenen Phantasieerfindung des Dichters, der Lorelei, der Jette vom Jettenbühel bei Heidelberg, des guten Eckart und schließlich des Rattenfängers von Hameln in die Tannhäusersage sind Zeugnisse für die geradezu ausschweifende Phantasie des Dichters. Es ist kaum anzunehmen, daß er bei Schilderung der Vorzeit, die er für die Schlußromanze vorhatte, derart ins Detail gegangen sein würde, wie es ihm beim Niederschreiben der Notiz in den Kopf gekommen war.
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Petrus-Verlag G.m.b.H., Trier 1912, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_385.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)