Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 386.jpg

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[1] Kosme, junger Maler, hat beim Ballschlagen seinen Ring an den Finger eines Venusbildes gesteckt, dieses aber den Finger eingekrümmt, daß er den Ring nicht mehr gewinnen konnte. Die Nacht hat er einen üppigen Traum und findet den folgenden Tag einen anderen Ring an seinem Finger. Hierdurch fällt er in Lüste. Er bekommt ein Bild zu malen im Nonnenkloster und bekränzt eine Nonne mit Rosen, steckt ihr den Ring der Venus an und verführt sie. Sie legt als Pförtnerin Marien den Schlüssel hin und entflieht. Maria tut indessen ihre Dienste. Die Nonne gebiert ihm drei Mägdlein, Rosablanka, Rosadore und Rosarosa. Die letzte setzt sie vor dem Haus ihres Vaters aus: sie wird mit dessen Sohn Jacopone erzogen, der sie, seine Nichte, nachher heiratet ohne es zu wissen. Diese lebt sehr fromm und stirbt durch den Brand des Theaters. Ihr Mann wird dadurch ein Büßender. – Das folgende Jahr gebiert sie die Rosadore und setzt sie vor dem Muttergottesbild aus. Die Sängerin erzieht sie; es ist Biondette. Er beredet sie immer zum Aussetzen. Während ihrer dritten Schwangerschaft ist sie im Ausland, und er will sie wieder dazu zwingen, aber aus Sehnsucht nach ihren Kindern und einer Ahndung des Todes, eilt sie nach Bologna zurück und klingelt am Kloster. Sie fleht um Obdach als eine kranke Frau, man nimmt sie auf und bringt sie in die Metten. Da sieht sie die Mutter Gottes in ihrer Gestalt. Sie wird tief erschüttert und stirbt in der Geburt ihres Kindes Rosablanka. Sterbend empfiehlt sie der Mutter Gottes ihre Kinder. Sie entdeckt ihrem Beichtvater (Benone) das Geheimnis; er macht das Wunder bekannt, man begräbt sie mit großer Heiligkeit. – Kosme hat einen Traum und sieht sie. Sie sagt ihm, er solle sein Kind holen und büßen. Er eilt zu dem Beichtvater, nimmt Rosablanken und entflieht in die Einsamkeit, wo er mit ihr büßt.

[2] Der Tannhäuser zieht in den Venusberg zurück, weil ihm Papst Urban nicht verzeihen will. Er ist von so

Anmerkungen des Herausgebers

  1. [406] Diese Notiz greift den nachfolgenden vor. Hier sind wieder zwei Sagenstoffe miteinander verflochten; das Abenteuer mit der Venusstatue und die unter dem Namen der „Pförtnerin“ bekannte Legende von der treulosen Nonne, deren sich, weil sie eine große Liebe zur Gottesmutter hatte, diese erbarmt. Die Geburt dreier Töchter durch die verführte Pförtnerin führt unmittelbar in den freierfundenen Stoff der Romanzen ein.
  2. [406] In dieser und der nachfolgenden Notiz konstruiert der Dichter die Abstammung Kosmes und Abanos aus der [407] Geschwisterehe zwischen Tannhäuser und Zinga, sowie die Abstammung der drei Männer Jacopone, Meliore und Pietro aus der Geschwisterehe Amber-Dolores.
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Petrus-Verlag G.m.b.H., Trier 1912, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_386.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)