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Lebens enthält, die in jenen Zirkel fallen; die mich zu diesen Gestalten geführt, mich endlich an sie angeschlossen, und mich gezwungen hat, es zu schreiben.“ (Ges. Schr. Bd. 8, S. 154.)

Von dem Einleitungsgedicht, das in die Romanzenausgabe der Ges. Schr. nicht aufgenommen, sondern bei den weltlichen Gedichten gedruckt ist, hat Brentano nur einen kleinen Teil vollendet; wir besitzen aber seine Disposition zum Ganzen; der ausgeführte Teil des in Terzinen gehaltenen Gedichtes enthält Erinnerungen aus den Kinderjahren, glückliche aus der frühesten Jugend im Elternhause, unglückliche aus der trüben Zeit des Aufenthalts im Hause der Tante Möhn in Ehrenbreitstein, letztere eine „poetische“ Übertragung der im Godwi in Prosa gegebenen Schilderung. (Godwi, S. W., S. 123.)

Aus dem Terzinengedichte sehen wir indes schon, daß des Dichters Phantasie durch seine Amme sowohl, als durch die Erzählungen des alten Hausfaktotums Schwab reichlich mit Bildern aus Legenden, Sagen, und „Geschichten“ genährt wurde, andrerseits aber auch, daß er frühzeitig zur Beobachtung religiöser Übungen, zum Gebet, zum Messedienen, Gebrauch der Sakramente und Sakramentalien angehalten worden war. Für einen mit den Gebräuchen in katholischen Familien einigermaßen Vertrauten, unterliegt es wohl auch gar keinem Zweifel, daß Clemens schon in früher Kindheit Gebrauch und Bedeutung des Rosenkranzes gekannt habe und nicht erst nötig hatte, wie seine neuesten Herausgeber Morris und Michels annehmen, für dieses Motiv seiner Dichtung den alten Coppenstein oder Alanus de Rupe zu studieren, oder daß er das in jeder Totenmesse gebetete, in jedem Totenamt gesungene „Dies irae“ erst aus der Schlegelschen Übersetzung kennen gelernt habe. Diese frühe religiöse Bildung blieb Clemens durch sein ganzes Leben hindurch, selbst in der wilden, stürmischen Zeit, unauslöschlich eingeprägt, und aus ihr entsproß der religiöse Charakter des Epos, das in seiner romantischsten Zeit ihm vorschwebte und sich an der Hand eigenen Erlebens

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Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Petrus-Verlag G.m.b.H., Trier 1912, Seite XIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_A_014.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)