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daß der Dichter, wenn er seine Romanzen vollendet und druckfertig gemacht haben würde, ihnen ähnlich wie seiner „Libussa“ Anmerkungen beigegeben haben würde, bei denen die Notizen Verwendung und Ergänzung gefunden haben würden.

Müssen wir auf der einen Seite es beklagen, daß die Romanzen als Fragment auf uns gekommen sind, so müssen wir anderseits froh sein, daß sie so, wie sie sind, uns durch Böhmer gerettet worden und davor bewahrt geblieben sind, gleich dem Gockelmärchen oder dem Fanferlieschen eine Druckfertigmachung durch den Dichter selbst zu erleben.

So wie sie sind, in ihrer frischen Unmittelbarkeit, echte Improvisationen, sind sie Perlen Brentanoschen Geistes und werden für alle Zeiten eine der hervorragendsten Zierden unserer Literatur bilden.

Man hat sie den „katholischen Faust“ genannt, ja sie als „das katholische Epos“ bezeichnet. Beides ist nicht richtig und auch sicher nicht vom Dichter gewollt. Apo ist absolut keine Faustnatur und Moles ist trotz der anscheinenden Namensähnlichkeit absolut kein Mephistopheles. Apo ist die Inkarnation des aus Stolz und Dünkel von Gott abgewandten, Gott entgegenarbeitenden Menschengeistes, und Moles nicht ein Handlungsreisender des Teufels, sondern einer der Teufel selbst mit der ganzen verbissenen Wut des gestützten Engels, der, die Größe Gottes voll erkennend, nur dessen elender Affe sein kann, der vor einem gekreuzten Hölzchen alle Macht verliert.

Ein katholisch-romantisches Epos aber sind die Romanzen geworden, weil sie ein Erlebnis eines durch und durch katholisch fühlenden, romantisch denkenden Dichters darstellen, der die Keime seines Werdens in Sturm und Drang ungebrochen und unzerstörbar als unverletzliche Gottesgabe gehegt und bewahrt hat.

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Was den der vorliegenden Ausgabe zu Grunde gelegten Text der Romanzen anlangt, so habe ich unter Beibehaltung

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Petrus-Verlag G.m.b.H., Trier 1912, Seite LXV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_A_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)