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98. Die weise Wohlthätigkeit.

Ein Jeder, welchen der Himmel mit Gütern des Lebens segnete, der gleiche der allbelebenden Sonne. Immer indeß soll das System des Wohlthuns den Mitteln angemessen bleiben, und das zu begründende Wohlsein muß zugleich auch auf gute Sitten und Genügsamkeit basirt werden. Wer auf solche Weise ein Wohlthäter werden kann, und wirklich wird, der hat nicht nur eine der schwierigsten Aufgaben im Leben gelös’t, sondern er hat auch in der That Barmherzigkeit und Liebe geübt.


99. Wie viel soll man für Andere thun?

Alles, was man für einen Andern in Ordnung und Gerechtigkeit thun kann und darf, das soll man auch wirklich thun, denn solches ist ein heiliges Gebot der Pflicht. Nur darauf kommt es vorzüglich an, genau zu bestimmen: „Was und wie viel man wirklich thun kann und darf.“ Für den Sophisten und Egoisten, d. i. bei schlechten Gesinnungen und Grundsätzen, ist das eine fast unauflösliche Aufgabe. Für ein wahrhaftes, zartfühlendes, und gleichsam hellsehendes Wohlwollen, d. i. bei guten Gesinnungen und Grundsätzen, ist dagegen die Antwort, um jene Aufgabe zu lösen, fast noch früher da, als die Frage.

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_086.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)