Seite:Buch der Bücher (Putjatin) 097.jpg

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in Rede und Schrift? Von solchen traurigen Erscheinungen ist der Occident noch eben so voll, als der Orient.


3. Was es nicht Montesquieu, welcher in seinen Lettres Persannes zuerst die Fürsten proscribirte, und in seinem Esprit de Loix Religion und Theologie, Gesetz und Moral von einander trennte? Voltaire ergötzte die Welt durch verführerische Trugbilder, und verdarb die Geister am Born des Lebens. Helvetius predigte treulose Selbstsucht; und Jean Jacque Rousseau verwirrte Alles durch trostlose Träume, und fieberkranke Paradoxien. Diderot lös'te, so viel er es vermochte, die Bande aller geselligen Verbindungen auf; und Condorcet, welcher vorzüglich die Philosophie der Encyklopädisten zu concentriren suchte, führte Alles auf bloße Empfindung, d. i. auf Vergnügen und Schmerz zurück. Lalandes schrieb ein Wörterbuch der Atheisten; und Volnay, in seinen Ruinen, will das Unbegreifliche wohl anerkennen, aber nicht ein Wesen aller Wesen. Thomas, in seinem sogenannten Vrai Ami des hommes möchte gern kein Staats-Oberhaupt mehr haben; er verlangt dagegen Volkssouverainität. Die Jakobiner, als getreue Jünger dieser Meister, haben zur Zeit der Revolution in Frankreich in diesem Tone weiter fortgepredigt.

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_097.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)