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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

da sie vorüber waren, dem Schimmel das Schwert zurück. Da sprach der Schimmel: »Jetzt, Friedrich, ist deine Prüfungszeit zu Ende; darum so binde deine Locken los, rüste dich und ziehe an den Hof des Königs. Erst aber thu mir den Gefallen und schlag mir den Kopf ab, daß ich nun auch erlöst werde.« Weil nun der Schimmel so sehr darum bat, so faßte Friedrich das Schwert und hieb ihm den Kopf ab. Sobald aber das Blut floß, verwandelte sich der Schimmel in eine schöne Dame, und die war niemand anders, als die Schwester des Königs, welche in den Schimmel war verwünscht gewesen. Da ging Friedrich mit ihr an den königlichen Hof und gab sich zu erkennen und erzählte dem Könige, wie das alles so gekommen war. Da ward auch die Prinzessin aus dem Gartenhause geholt, und der König vermählte sie nun mit Friedrich und stellte eine große Hochzeit an; und als sie zur Kirche gingen, erstaunte alles Volk und freute sich über Friedrichs goldene Locken und Hände, die blitzten und funkelten wie lauter Gold im Sonnenlichte.


39. Der Schweinejunge und die Prinzessin.

Da war einmal ein Schweinejunge, der kaufte sich, die Zeit zu kürzen, eine Pfeife und drei kleine bunte Ferklein dazu, und brachte es durch Zeit und Fleiß zuwege, daß die Thierlein nach dem Ton der Pfeife gar zierlich auf zwei Beinen tanzen lernten; Galopp und Walzer, kurzum alle Tänze, wie sie des Landes Brauch waren. Wenn er dann seine Heerde hinaustrieb in den Wald und sich da lagerte, so zog er sein Pfeifchen hervor und spielte eine lustige Weise, und wie er pfiff, fingen die drei Ferklein gleich zu tanzen an und sprangen munter um ihn herum; das war ihm eine liebe Zeitverkürzung in der Einsamkeit des Waldes.

Nun traf es sich, daß er einmal hinaustrieb bis vor der königlichen Prinzessin ihr Sommerschloß. Da legte er sich unter einen Eichbaum in die warme Sonne und ließ wieder seine Schweinchen nach der Pfeife tanzen. Das sah von ihrem Fenster aus die Prinzessin und kam ihr so lieb und drollig vor, daß sie sogleich ihre Magd zu dem Jungen hinunter schickte und ihn fragen ließ, ob er nicht von den Ferklein eins verkaufen wollte. »Einen schönen Gruß von der Prinzessin«, sagte die Magd zu dem Jungen, »und ob von deinen schönen bunten Ferklein nicht eins zu kaufen wäre?« »Zu kaufen nicht«, sprach der Junge, »aber abzuverdienen. Sage nur deiner Prinzessin, wenn ich eine Nacht bei ihrer Kammerjunfer im Bette schlafen sollte, so würde ich gern von meinen Ferklein eins hergeben:« Mit dem Bescheid ging die Magd zu der Prinzessin; die trug aber so großes Verlangen nach dem niedlichen Ferklein, daß sie dem Jungen seinen Willen ließ. Darnach als sie das Ferklein hatte, kaufte sie sich eine Pfeife und wollte das Ferklein auch

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_104.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)