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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Ich sollte sie nicht verlassen
Ach ja in keiner Noth
Ich sollte sie treulich lieben bis in den Tod.
Seht an mein bleiches Angesicht,
Wie mich die Liebe hat zugericht?
Kein Feuer auf der Erden,
Das brennt ja nicht so heiß,
Als die verborgene Liebe
Die ich und mein Schatz weiß.


9.

Als Christus der Herr in Garten ging,
Und ihm sein Leiden bald anfing,
Da trauerte Laub und grünes Gras,
Weil Judas seiner ganz vergaß.
Da kamen die falschen Juden gegangen,
Sie hatten Jesum im Garten gefangen,
Sie hatten ihn gegeißelt und gekrönt,
Sein heiliges Haupt ward sehr verhöhnt.
Da kamen die falschen Juden zum Zorn
Und schlugen Jesum mit scharfen Dorn,
Sie schlugen ihm in einer Stunden
Wohl mehr denn tausend tiefe Wunden.
Sie führten ihn ins Richterhaus,
Mit scharfen Striemen wieder aus,
Sie hingen ihn an ein hohes Kreuz.
Maria beweinte dieses Leid,
Maria hört ein Hämmerlein klingen.
O weh! O weh! mein liebes Kind!
O weh! O weh! meines Herzens Trost!
Mein Kind muß ich verlassen bloß.
Maria kam unter das Kreuz gegangen
Und sah ihr liebes Kindelein hangen
An einem Kreuz, war ihr nicht lieb,
Maria war ihr Herze betrübt.
»Johannes, lieber Jünger mein,
Laß dir meine Mutter befohlen sein,
Nimm sie zu der Handen,
Führe sie von dannen,
Daß sie nicht schaue meine Marter an.«

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_150.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)